Die erste Kuratoriumssitzung

Die meisten Männer, die sich schließlich am 27. Mai 1967 zur ersten Kuratoriumssitzung in Köln zusammenfanden, gehörten tatsächlich zu denWunschkandidaten der Erblasserin: Dr. Wolfgang Hasenclever, Dr. Rudolf Verhülsdonk, Adolf Berger, Michael von Brentano und Dr. Dierk Weis. An die Stelle von Bundesgerichtspräsident Heusinger trat Wilhelm Zimmermann, Rechtsanwalt der Firma Osram. Nach dem erklärten Willen der Stiftungsgründerin berief das Kuratorium Benno Müller und Paul Schönenbach zum Stiftungsvorstand. Diese Herren stellten dieWeichen für die Arbeit der Eugen-Wolfrich-KerstingStiftung. Zunächst musste der Nachlass Antonie Kerstings abgewickelt werden, um einen Überblick über das Stiftungskapital zu gewinnen. Die Stifterin hinterließ wenig Bargeld, dafür aber ihre von Eugen Kersting geerbten Geschäftsanteile an der Radium-Elektrizitäts GmbH und wertvollen Schmuck. Das Kuratorium verhandelte daher mit Kölner und Düsseldorfer Juwelieren über den Schmuckverkauf, während Benno Müller, Direktor der Radium-Werke, in einer Betriebsprüfung die Unternehmensanteile Antonie Kerstings bewerten ließ, bevor diese zum Verkauf angeboten werden konnten. Das Ergebnis: rund 4,5 Millionen D-Mark flossen aus dem Erbe Antonie Kerstings in das Stiftungsvermögen. Um einen dauerhaften Ertrag dieses Kapitals zu sichern, wurde ein Wertpapierdepot aufgestellt, das zu je 40 Prozent aus Aktien und festverzinslichen Wertpapieren und zu 20 Prozent aus Wandelobligationen bestand. Bald erfolgten erste Umschichtungen des Depots, insbesondere Montanwerte wurden abgestoßen: Die Bundesrepublik stand 1967 unter dem Eindruck der Kohlekrise, der ersten nennenswerten Rezession nach den Jahren des Wirtschaftswunders. Nun brauchte die Eugen-Wolfrich-Kersting-Stiftung den Rat erfahrener Bankfachleute und fand ihn bei der Kreissparkasse Köln – eine Zusammenarbeit, die bis heute andauert.